Vom 26. April bis 12. Mai wurde heuer im Auftrag des Bundesdenkmalamtes erneut nach dem Grab/den Gräbern der Opfer des sogenannten „Kreuzstadl-Massakers“ gesucht. Expert*innen der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Archäologie (AGA) unter der Leitung von Mag. Nikolaus Franz hatten – wie schon bei den Grabungen seit 2017 - im Vorfeld historische, luftbildarchäologische, geomagnetische und andere Quellen und Hinweise untersucht und geprüft, um an mehreren Verdachtsflächen im Umfeld des Kreuzstadls gezielt zu graben. Besonderes Augenmerk lag auf der These des nach dem Krieg in amtlichen Dokumenten und von der Ortsbevölkerung genannten „Judengartls“, eines mit einem einfachen Holzzaun markierten Platzes im freien Feld. Grabungen in einem Privatgrundstück blieben ohne Ergebnis. Einige weitere Verdachtsflächen konnten nicht untersucht werden, weil der Grundbesitzer einer Suche vorerst nicht zustimmte. Die Grabung wurde heuer mit Beistellung eines Baggers durch das Bundesheer unterstützt. Ein Forscherinnen-Team der Österreichischen Akademie der Wissenschaften hat die Grabungsarbeiten im Rahmen einer internationalen Studie über Kriegsschauplätze und -tatorte beobachtend begleitet. Das Bundesdenkmalamt hat angekündigt, in Hinkunft nicht mehr als Auftraggeber der Grabungen zu fungieren.
Suche geht weiter
Bei einer im Bundesdenkmalamt eingerichteten Arbeitsgruppe mit Expert*innen wurden und werden die bisher vorliegenden Forschungs- und Grabungsergebnisse zusammengefasst, analysiert und evaluiert. Obwohl derzeit noch nicht feststeht, welche Institution Finanzierung und Organisation der Grabsuche in Zukunft übernimmt, wurde einhellig die Absicht bekundet, dass Historiker*innen, Archäolog*innen und Militärfachleute weiterhin die noch zahlreich vorhandenen, noch nicht untersuchten Verdachtsflächen im Fokus ihrer Forschungen behalten sollen. Dabei sollen neue – bisher nicht erschlossene – Quellen, Materialien, Hinweise und Archive genutzt werden.
RE.F.U.G.I.U.S: „Sehnsucht nach Heilung“ bleibt
Die Suche dürfe nie aufgegeben werden, sagt Paul Gulda, Vorsitzender von RE.F.U.G.I.U.S: „Die Investition, die hier getätigt wurde, in vieler Weise und von vielen Seiten, ist inzwischen so groß, dass man auch nicht sagen kann: ‚Gut, das lassen wir jetzt, das haben wir umsonst gemacht.‘ Ich glaube, dass in den Köpfen und in den Herzen der Menschen, die hier schon ihre Energie investiert haben, und in den Seelen der Bevölkerung hier die Sehnsucht nach einer Heilung dieser Wunde sehr, sehr groß geworden ist. Und ich glaube nicht, dass man diese Sehnsucht einfach ungestillt lassen kann. Man kann das nicht unverrichteter Dinge einfach liegen lassen“, so Gulda.